Die Schichtarbeit, insbesondere während der Nachtstunden zwischen 23 Uhr und 6 Uhr, stellt eine erhebliche Herausforderung für die Gesundheit der Beschäftigten dar. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass regelmäßige Nachtarbeit zu einer Vielzahl gesundheitlicher Beeinträchtigungen führen kann, die langfristig die Arbeitsfähigkeit und Lebensqualität der betroffenen Personen gefährden. Die Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMedVV) und die Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) bieten umfassende Richtlinien und Empfehlungen für die arbeitsmedizinische Vorsorge bei Nachtarbeit. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die rechtlichen Vorgaben, die typischen gesundheitlichen Risiken sowie den Ablauf und die Inhalte der arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen, die speziell auf Beschäftigte im Schichtbetrieb abzielen.
Die arbeitsmedizinische Vorsorge bei Nachtarbeit wird durch das Arbeitszeitgesetz (ArbZG) und der Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMedVV) geregelt. Gemäß §6 des Arbeitszeitgesetzes ist bei regelmäßigem Einsatz in Nachtarbeit (23:00 bis 6:00 Uhr) die Durchführung einer arbeitsmedizinischen Vorsorge möglich. Die ArbMedVV sieht folgende Arten von Vorsorge vor:
Die gesundheitlichen Belastungen und Risiken der Nachtarbeit sind gut dokumentiert und umfassen folgende Bereiche:
Nachtarbeit führt häufig zu Schlafmangel und einer schlechteren Schlafqualität, was die Regeneration beeinträchtigt und zu erhöhter Müdigkeit, verminderter Leistungsfähigkeit und kognitiven Beeinträchtigungen während der Arbeit führt.
Schichtarbeit wird mit einem höheren Risiko für Übergewicht, Diabetes Typ II und metabolisches Syndrom in Verbindung gebracht. Grund hierfür sind oft unregelmäßige Mahlzeiten, Veränderungen im Hormonhaushalt sowie Schlafstörungen.
Nachtarbeit kann zu Magen-Darm-Beschwerden wie Reizdarm, Sodbrennen und Verdauungsproblemen führen. Die unregelmäßige Nahrungsaufnahme und der gestörte Hormonhaushalt durch den veränderten Tag-Nacht-Rhythmus können die Verdauung beeinträchtigen.
Die arbeitsmedizinische Vorsorge hat das Ziel, die Gesundheit der Beschäftigten zu schützen und präventiv gegen mögliche Erkrankungen vorzugehen. Wesentliche Ziele sind:
Der Ablauf der arbeitsmedizinischen Vorsorge bei Nachtarbeit umfasst mehrere Schritte, die eine umfassende Beurteilung und Beratung der Beschäftigten ermöglichen.
Die arbeitsmedizinische Vorsorge beginnt mit einer gründlichen Beratung, in der die individuellen Arbeitsbedingungen und Beschwerden der Beschäftigten erfasst werden. Wichtige Punkte der Anamnese umfassen:
Die körperliche Untersuchung richtet sich nach den individuellen gesundheitlichen Risiken der Nachtarbeit und umfasst unter anderem:
Die abschließende Beratung ist ein zentrales Element der arbeitsmedizinischen Vorsorge und umfasst folgende Schwerpunkte:
Am Ende der arbeitsmedizinischen Vorsorge erhalten die Beschäftigten eine Bescheinigung über die durchgeführte Vorsorge, die für den Arbeitgeber relevant sein kann, jedoch keine detaillierten medizinischen Informationen enthält. Die ärztlichen Erkenntnisse werden vertraulich behandelt, und nur das Ergebnis der Untersuchung wird in anonymisierter Form dokumentiert.
Die arbeitsmedizinische Vorsorge bei Nachtarbeit sollte von Fachärzten für Arbeitsmedizin oder Ärzten mit Zusatzqualifikation in Betriebsmedizin durchgeführt werden, die über ausreichende Kenntnisse der Arbeitsplatzbedingungen und der speziellen Anforderungen der Nachtarbeit verfügen. Im Sinne der Verhältnismäßigkeit ist dabei stets darauf zu achten, dass die Untersuchung auf die individuellen Risiken der Beschäftigten abgestimmt ist, ohne unnötige Eingriffe vorzunehmen.
Bei der Nachtarbeit kann es notwendig sein, die arbeitsmedizinische Vorsorge in regelmäßigen Abständen zu wiederholen. Die Häufigkeit richtet sich nach den individuellen Gesundheitsrisiken, dem Alter der Beschäftigten und den Ergebnissen der vorherigen Untersuchungen. Bei festgestellten gesundheitlichen Problemen sind ggf. auch weitergehende Untersuchungen oder eine Anpassung der Arbeitsbedingungen erforderlich, z. B. durch Reduktion der Nachtarbeitsstunden oder alternative Arbeitszeiten.
Zusätzlich sollten präventive Maßnahmen am Arbeitsplatz berücksichtigt werden, um die Risiken der Nachtarbeit zu minimieren:
Die arbeitsmedizinische Vorsorge bei Nachtarbeit ist ein wichtiger Baustein des Arbeitsschutzes und zielt darauf ab, die Gesundheit und Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten langfristig zu sichern. Durch eine strukturierte Vorsorge mit individueller Beratung und regelmäßigen Untersuchungen können gesundheitliche Risiken frühzeitig erkannt und präventive Maßnahmen eingeleitet werden. Ein enger Austausch zwischen dem Betriebsarzt, dem Arbeitgeber und den Beschäftigten ist entscheidend, um ein gesundes Arbeitsumfeld im Schichtbetrieb zu schaffen und die Belastungen der Nachtarbeit so gering wie möglich zu halten.
BfbA GmbH
Adolf-Damaschke-Str. 56/58
Gebäude 16 - OG
14542 Werder (Havel)
info@bfba.eu
Innendienst: 03327.7322560
Akademie: 03327.7413241
Mo. - Do. 08:00 bis 16:00 Uhr
Fr. 08:00 bis 13:00 Uhr
Sa. + So. + Feiertage geschlossen
Die Praxiszeiten entnehmen Sie bitte den Onlinebuchungskalendern in den Fachbereichen Arbeitsmedizin sowie FeV.